Sehr geehrte Herr Stadtverordnetenvorsteher,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich will meine Rede nicht pathetisch beginnen, aber lassen Sie es mich vorweg einmal feststellen:
Die Entscheidung heute ist wahrscheinlich die größte Entscheidung, die wir als Stadtverordnete in dieser Wahlperiode treffen.
Deswegen ist es auch völlig in Ordnung, dass heute, das im Vorfeld da auch völlig gegensätzliche Meinungen bestanden haben und bestehen.
Für mich, für uns als Grüne Fraktion ist wichtig, dass wir die Diskussion von zwei Aspekten her betrachten. Einmal von der sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Seite. Und einmal im Hinblick auf den finanziellen Aspekt.
Wir sprechen hier von einer Investition in Höhe von rund 10,5 Millionen Euro. Das ist, auch wenn wir es in vier Haushaltsjahren etatisieren, eine Belastung für den Gelnhäuser Haushalt. In einer eh schon belastenden Gesamtsituation. Wir nehmen den Bürgermeister da beim Wort, der gesagt hat, das schaffen wir ohne an der Steuerschraube zu drehen.
Ursprünglich sind wir ja von rund 13 Millionen Euro ausgegangen. Jetzt reden wir rund einer Millionen Euro weniger abzüglich der Förderungen, das ist auch ein Erfolg der Fraktionen. Und ein Erfolg der Baubegleitkommission.
Wir haben es dort geschafft, die finanzielle Belastung zu reduzieren.
Das waren teilweise auch intensive Diskussionen. Und wir haben am Ende nicht jede mögliche Kürzung auch realisiert. Und das ist gut so und das will ich mal an drei Beispielen festmachen:
Bei der Veranstaltungstechnik hätten wir auch ganz minimalistisch die kostengünstigste Variante nehmen können. Das hätte zwar ein paar Euro gespart. Hätten aber der Stadthalle als qualitativen Veranstaltungsort immens geschadet.
Oder auch bei der Frage: PV-Anlage ja oder nein. Wir hätten einen kurzfristigen finanziellen Effekt. Gleichzeitig aber eine signifikante Erhöhung der Betriebskosten. Und die PV Anlage ist relevant für die Genehmigungsplanung der Leistungsphase 4, die wir heute mit beschließen.
Und bei der Frage Lastenaufzug für externe Veranstaltungstechnik ja oder nein: Hätten wir darauf verzichtet, wären viele Veranstaltungen mit externer Technik unmöglich.
Das war am Ende immer die notwendige Einschätzung: Was brauchen wir wirklich. Was ist für den Charakter einer Stadthalle als Veranstaltungsort immanent wichtig. Und wo können wir Synergien schaffen, die deutlich machen, dass hier finanziell nicht alles ausgereizt wird.
Selbstverständlich müssen wir neben den Baukosten auch die Betriebskosten bedenken. Wir werden hier keinen Ausgleich erreichen können. Außer wir rufen exorbitant hohe Mietpreise auf.
10,5 Millionen Euro für ein mehrjährige Sanierung der Stadthalle.
Das hört sich erstmal viel an, mit Blick auf die aktuellen Baukosten wehre ich mich aber entschieden gegen die Aussage die hier oft getroffen wurde: Es handelt sich um eine Luxussanierung.
Wir werden am Ende keine goldenen Wasserhähne haben und keinen goldenen Springbrunnen im Foyer.
Klar ist doch: die Sanierung ist dringend notwendig. Auch mit Blick auf den kulturellen und gesellschaftlichen Aspekt.
Die Stadthalle Gelnhausen ist mehr als nur ein reiner Veranstaltungsort. Die Stadthalle ist am Ende ein kulturelles Zentrum. Eine Begegnungsstätte. Und eben auch ein Teil Gelnhäuser Identität. Jeder hat hier seine ganz persönlichen Erlebnisse mit der Stadthalle.
Und: Die Vereine der Stadt Gelnhausen brauchen dringend wieder Veranstaltungsräume. Es gibt Privatwirtschaftliche Angebote, die sind schlichtweg auf Grund der Kosten keine Alternative.
Und wir in Gelnhausen sind ja nicht mit Veranstaltungsorten gesegnet. Besonders dann nicht, wenn es mal schneit.
Und ich will auch auf den Kritikpunkt eingehen, dass es da ein kollektives Vergessen gibt. Von Vereinen, Privatpersonen und Veranstaltern. Nur weil die Stadthalle geschlossen war über mehrere Jahre, heißt es nicht, dass sie nach der Öffnung in keinen Veranstaltungskalender mehr aufgenommen wird.
Wir sind die Kreisstadt des Main-Kinzig-Kreises. Wir können, wir dürfen und wir müssen ein gewisses Selbstbewusstsein auch haben. Und dazu gehört auch eine Stadthalle als städtisches Zentrum.
Das wir ernsthaft in die Diskussion gehen mit dem Argument, die Vereine können ja einfach auf andere Städte ausweichen wie bisher, finde ich hoch problematisch. Das gleicht ja fast einer Bankrotterklärung.
Die Stadthalle ist am Ende ein Angebot, nicht nur an die großen Veranstalter, sondern auch an unsere ehrenamtlich tätigen Vereine. Und ich bin davon überzeugt, dass sie dieses Angebot auch gerne annehmen.
Ich hatte letzte Woche eine Vereinsvertreterin am Telefon, die mich gefragt hat, ob man wirklich gegen die Stadthalle sein kann.
Bei allem Für und Wider bleibt da als Kritikpunkt nur der finanzielle Aspekt. Aber wir sind als Grüne Fraktion fest davon überzeugt:
dass wir genau das richtige Mittelmaß gefunden haben zwischen finanzieller Verantwortung auf der einen Seite. Und auf der anderer Seite die Schaffung einer vorzeigbaren und vor allem nutzbaren Veranstaltungs- und Versammlungsstätte.
Und genau deswegen stimmen wir der Vorlage heute auch zu.
Vielen Dank!